Grossbötzl, Schmitz & Partner BEZIEHT STELLUNG

Der Marktkommentar

 

 

 

 

 

 

Abnehmspritze vs. Foodfonds

Düsseldorf, 25. Oktober 2023

 

In den USA berichtet beispielsweise Walmart von einem geänderten Kaufverhalten und einige Analysten glauben, dass die Aktienkurse von Pepsi oder McDonalds mit dem neuen Abnehmtrend unter Druck geraten könnten. Folgend finden Sie unsere Stellungnahme zu dem Thema.

Bei oberflächlicher Betrachtung kommt man schnell zu dem Schluss, dass die aktuelle Kursschwäche, welche weite Teile der Food & Beverage Branche umfasst, im Zusammenhang mit dem Hype rund um die Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy steht. Wir halten diese These für zu kurz gegriffen und wagen einen tieferen Blick in den Sachverhalt.

Zunächst sei erwähnt, dass der Wirkstoff Semaglutid ursprünglich zur Behandlung von Diabetes Typ 2 entwickelt wurde. Eine weitere Folge der Einnahme ist ein verändertes Appetitempfinden. Dadurch, dass unter anderem die Magenentleerung länger dauert, verspüren die Patienten weniger Hunger. Jedoch hält dieser Effekt nur für die Behandlungsdauer an. Ein wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, dass die Jahresmedikation solcher Spritzen aktuell circa 20.000 $ kostet. Die Gewichtsreduktion ist außerdem nicht auf eine nachhaltig geänderte Essgewohnheit zurückzuführen, sondern lediglich in einer temporären Veränderung des Essverhaltens zu finden. Daher ist ein „Rückfall“ in alte Muster nach Absetzung des Medikaments wahrscheinlich.

Der Chef der Supermarktkette Walmart hat seine Aussagen jüngst auf Nachfrage von Analysten präzisiert: Er sagte kürzlich, dass die Kunden, welche Ozempic oder Wegovy nutzen, ein leicht verändertes Kaufverhalten aufweisen. So kaufen Sie nun etwas weniger Kalorien und leicht geringere Mengen ein, geben dafür jedoch mehr Geld aus. Am Ende steigt also der Umsatz. Diese Präzisierung ist wichtig und zeigt, dass der trivial gedachte Zusammenhang Abnehmspritze = Probleme für die Nahrungsmittelbranche zu kurz gegriffen ist.

Selbst wenn man jedoch vom Worstcase Szenario für die Food & Beverage ausgeht und die amerikanischen Konsumenten (denn auf diesen Markt beschränkt sich aktuell die freie Verwendung der genannten Medikamente) langfristig und dauerhaft weniger Lebensmittel einkaufen, sollten sich die Auswirkungen für die Hersteller nicht in dem Ausmaße zeigen, wie man es bei den aktuellen Kursverläufen antizipieren könnte. Zu breit sind die Portfolios der Produzenten aufgestellt. Pepsico sagt sogar, dass die bisherigen Auswirkungen für das eigene Geschäft zu vernachlässigen sind. Der Ausblick wurde nochmals bekräftigt.

Bei Betrachtung des Gesamtbildes sollte außerdem nicht vergessen werden, dass der Markt der Basiskonsumgüter von einem elementaren Faktor gestützt wird: der Demographie, also einer wachsenden Weltbevölkerung. Immer mehr Menschen wollen ernährt werden.

Zudem haben die Lebensmittelkonzerne bereits in der Vergangenheit oft gezeigt, dass Sie es sehr gut verstehen, auf Veränderungen der Konsumgewohnheiten zu reagieren. So besteht auch für Restaurantbetreiber in diesem Kontext beispielsweise eine Chance, zukünftig kleinere Portionen vermutlich für den bisherigen Preis anzubieten.

Unseres Erachtens liegen die Gründe in den rückläufigen Kursen im Food & Beverage Sektor an anderer Stelle:

Wir sehen momentan eine starke Rotation weg von substanzhaltigen und dividendenstarken Titeln, wie sie in der Nahrungsmittelbranche häufig anzutreffen sind, hin zu festverzinslichen Anlagealternativen, die vor dem Hintergrund stark gestiegener Leit- und Marktzinsen wieder attraktiver erscheinen. Die stabilen und „sichereren“ Aktien wurden daher verkauft. Dies ist es keineswegs das Resultat schlechter Quartalszahlen. Im Gegenteil konnten viele Unternehmen des Food & Beverage Sektors in den vergangenen Monaten ihre Umsätze steigern und die Margen trotz höherer Produktions- und Rohstoffkosten konstant halten.

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass wir keine fundierte Kausalität von Abnehmspritzen und aktuell unter Druck geratenen Kursen der Lebensmittelhersteller und Restaurantketten sehen.

 

 

 

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