Weltweit ist die Landwirtschaft für rund siebzig Prozent des Süßwasserverbrauchs verantwortlich. Dies ist insbesondere in Regionen, die ohnehin unter Wassermangel leiden, nicht unproblematisch. Der Klimawandel verschärft die Problematik zusätzlich. Allerdings gibt es in der Landwirtschaft auch ein ungemein großes Einsparpotenzial beim Wasserverbrauch. So haben Studien ergeben, dass rund sechzig Prozent des genutzten Süßwassers verschwendet wird. Durch eine gezielte Bewässerung könnte die Situation also deutlich entspannt werden. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Denn Pflanzen sieht man zwar irgendwann an, wenn sie zu wenig Wasser bekommen. Dann aber ist es meistens schon zu spät. Abhilfe schaffen soll nun eine von Experten des Fraunhofer Instituts entwickelte Satellitentechnik. Diese misst die aktuelle Temperatur auf der Erdoberfläche. Wertet man diese Daten dann aus, wird genau ersichtlich, wo zusätzlich gewässert werden muss – und wo eben nicht. Die sogenannten ConstellR-Satelliten sind nicht größer als ein Schuhkarton und enthalten vergleichsweise wenig Technik. So basiert das System im Wesentlichen auf einem Spiegelteleskop mit einer Thermalinfrarotkamera. Hinzu kommt noch eine Computereinheit, die für die Verarbeitung und Weiterleitung der gewonnenen Daten zuständig ist. Alles in allem kostet ein solcher Satellit zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro. Für einen einzelnen Landwirt ist eine solche Summe meistens nicht zu stemmen. Die Forscher wollen daher mit spezialisierten Firmen zusammenarbeiten, die die Daten auswerten, aufbereiten und dann gezielt vermarkten. Alles in allem soll die Datengewinnung aus dem Weltall auch nicht teurer sein als vergleichbare Systeme, die auf Sensoren im Boden oder den Einsatz von Drohnen setzen.
Bisher allerdings wurden die kleinen Satelliten noch nicht in der Praxis getestet. Dies wird sich allerdings noch diesen Monat ändern, wenn einer der Mikrosatelliten zur ISS befördert wird. Dort soll das System dann seine grundsätzliche Funktionsfähigkeit unter Beweis stellen. Gefördert wird der Test unter anderem durch das Bundeswirtschaftsministerium. Anschließend müssen dann zahlreiche spezifische Fragen für die konkreten Einsätze geklärt werden. Dazu gehören unter anderem die Energieversorgung, die Datenübertragung und die exakte Positionierung im Weltraum. Aktuellen Planungen zufolge solle die ersten vier ConstellR-Satelliten im Jahr 2024 die Arbeit im All aufnehmen. Satellitendaten können in der Landwirtschaft zudem nicht nur für ein besseres Wassermanagement genutzt werden. Auch die Verwendung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln kann auf diese Weise optimiert werden. Letztlich könnten Satelliten so dazu beitragen, die gesamte Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. In diese Richtung zeigen auch einige andere Trends über die wir in der Vergangenheit bereits öfter berichtet haben. So soll das sogenannte Urban Farming nicht nur eine lokale Lebensmittelproduktion ermöglichen, sondern auch den Wasserbedarf um 99% reduzieren.