Palmöl ist zweifelsohne einer der meist und kontrovers diskutiertesten Rohstoffe der letzten Zeit. Dies kommt nicht von ungefähr.
Geschätzt mit über 60 Milliarden US-Dollar Umsatz jährlich, stellt die Produktion von Palmöl in vielen Anbauländern eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für die Bevölkerung dar. Allen voran die drei größten Produzenten Indonesien, Malaysia und Thailand.
Für die verarbeitende Industrie hat es im Wesentlichen zwei Vorteile: es ist preiswert und vielseitig. Der Rohstoff findet sich folglich nicht nur in Nahrungsmitteln, sondern auch in Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika. Rund 5% des weltweit erzeugten Palm- und Palmkernöls wird auch zur Energiegewinnung eingesetzt, z.B. als Beimischung zu Dieseltreibstoffen.
So ist der Verbrauch und folglich auch die benötigte Anbaufläche in den letzten Jahren regelrecht explodiert: 77 Millionen Tonnen Palmöl jährlich auf 28 Millionen Hektar Land – einer Fläche von fast 40 Millionen Fußballfeldern.
Und hier genau liegt das wesentliche Problem: die Flächenkonkurrenz zum tropischen Regenwald, denn Ölpalmen wachsen in den gleichen klimatischen Bedingungen wie eben Regenwald am besten. In Folge dessen werden riesige Flächen der „grünen Lunge“ des Planeten gerodet, um noch mehr Palmöl-Plantagen zu errichten – mit den bekannten katastrophalen ökologischen Folgen.
Die EU hat auf diese Entwicklung mit strengeren Handelsgesetzen reagiert. Ab 2024 dürfen keine Produkte mehr importiert werden, für deren Produktion Regenwald abgeholzt wurde. Die Nachweispflicht liegt bei den Importeuren, also der Industrie.
Die ersten Export-Länder haben darauf hin mit einem vollständigen Lieferstopp gedroht. Allerdings gibt es bisher selten Alternativen für den vielseitigen Rohstoff. Und der komplette Verzicht ist leider nicht für alle Endprodukte möglich.
Doch auch hier ist technische Abhilfe in Sicht: es sind bereits erste kleinere Mengen von Palmöl im Bioreaktor mit Hilfe von Hefen hergestellt worden.
Dazu werden die Hefekulturen in großen Stahltanks gezüchtet und mit Nahrung versorgt. Dies geschieht mit Zucker. Es geht also nicht gänzlich ohne Klimaemissionen, denn auch der Zuckeranbau funktioniert nicht ohne. Und auch hier verfolgen Forscher interessante Ansätze: Gewinnung des benötigten Zuckers aus Lebensmittelabfällen oder die Ernährung der Hefekulturen mit Kohlendioxid und Wasserstoff.
Die nächste und vielleicht größte Hürde liegt ohnehin in der Massenproduktion im industriellen Maßstab und der damit verbundenen Suche nach Partnern und Investoren, denn: ein englisches Startup produziert pro Woche momentan – erst oder schon – ca. 4 Kilogramm an Palmöl aus dem Reaktor.