Krieg in der Ukraine sorgt für Nahrungsmittelinflation

15.03.2022 | News aus der Food & Beverage Branche

Auf die Ukraine und Russland zusammen entfallen 29 % der weltweiten Weizenexporte, die ein Grundnahrungsmittel für einen Großteil der Weltbevölkerung darstellen. Aus Weizen werden Nudeln, Brot, Mehl und vieles mehr hergestellt.

Die Lebensmittelpreise sind bereits vor dem Krieg in der Ukraine angezogen. Der Lebensmittelpreisindex ist im Jahresvergleich um 20,7 % gestiegen, was auf pandemiebedingte Transportunterbrechungen, steigende Kosten für die Landwirte und ungünstige Witterungsbedingungen zurückzuführen ist. Durch den Ukraine-Krieg sind die Weizenpreise jedoch noch weiter in Mitleidenschaft gezogen da die Ukraine die Ausfuhr von Weizen und anderen Grundnahrungsmitteln zur Ernährung der eigenen Bevölkerung verbietet. Auch die Ausbringung neuer Saat für die kommende Ernteperiode ist sehr ungewiss.

Da die Weizenpreise auf den höchsten Stand in der Geschichte gestiegen sind, wird sich der Nachfragedruck auf den weltweit größten Erzeuger noch verstärken: China. China produziert etwa 41 % des weltweiten Weizens, hat jedoch gerade bekannt gegeben, dass die diesjährige Ernte aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen die schlechteste in der Geschichte sein könnte. Die Nachfrage nach chinesischem Weizen wird also nicht nur steigen, sondern möglicherweise auch durch verringertes Angebot gekennzeichnet sein. Dies ist die ideale Konstellation für weitere Preissteigerungen, die natürlich zu Lasten der Konsumenten geht.

Russland und die Ukraine sind überdies die größten Exporteure von Sonnenblumenöl und liefern 80 % des weltweiten Angebots. Da gegen Russland Sanktionen verhängt wurden und die Ukraine ein Ausfuhrverbot für Lebensmittel verhängt hat, haben andere wichtige Produzenten, wie Indonesien, Ausfuhrbeschränkungen für Palmöl, ein Substitut für Sonnenblumenöl, eingeführt. Der Effekt scheint ansteckend zu sein, denn auch andere Länder wie Serbien, Ungarn und Bulgarien verbieten die Ausfuhr verschiedener Grundnahrungsmittel. Es liegt auf der Hand, dass ein Rückgang des Außenhandels die Weltwirtschaft beeinträchtigen wird.

Zudem produziert Russland laut letzter Statistiken 13 % der weltweiten Düngemittel. Auch ist russisches Erdgas ist für die Herstellung von Düngemitteln auf Stickstoffbasis unerlässlich. Nicht weniger als 25 % der europäischen Versorgung mit den wichtigsten Pflanzennährstoffen kommt aus Russland. Wenn die beschlossenen Sanktionen andauern, werden sie sich auf die Versorgung mit Düngemitteln und damit möglicherweise auf die Nahrungsmittelproduktion in Gebieten wie Europa auswirken, was ebenfalls die Preise in die Höhe treiben kann.

Die Zeichen stehen also auf weitere Preissteigerungen. Besonders betroffen sind allerdings die ärmeren Länder dieser Welt. Die Industrieländer geben durchschnittlich weniger als 10 % ihres verfügbaren Einkommens für Lebensmittel aus. Daher können sie die Preissteigerungen in der Regel etwas besser auffangen, indem sie andere Ausgaben einschränken (dies sollte schlecht für zyklischen Konsum sein). Die Schwellenländer werden jedoch nicht in der Lage sein, mit den reichen Industrieländern, um das schrumpfende Lebensmittelangebot zu konkurrieren, da einige Länder weit über 40 % der gesamten Verbraucherausgaben für Lebensmittel ausgeben.

Die Entwicklungsländer werden nicht nur unter den steigenden Lebensmittelpreisen leiden, sondern es wird auch ihre einheimische Produktion durch die höheren Düngemittelpreise in Mitleidenschaft gezogen. Das wird aller Voraussicht nach einen Teufelskreislauf aus geringeren landwirtschaftlichen Erträgen aufgrund der Auslaugung der Böden in Gang setzt, der zu einer weiteren Nahrungsmittelknappheit führt, die die Preise noch weiter in die Höhe treibt.

In den USA und anderen Industrieländern könnte dies zu einem zusätzlichen Druck auf den zyklischen Konsumgütersektor führen (ein Bereich, in dem die Menschen ihre Ausgaben senken können, da nicht existenziell), während sich die Unternehmen des Basiskonsumgütersektors (Food & Beverage) entweder darauf konzentrieren werden, die Kosten so weit wie möglich durch ihr Geschäftsmodell aufzufangen oder die Kostensteigerungen an die Verbraucher weitergeben werden, was in Teilen bereits geschehen ist. Letzterer Option messen wir die höchste Bedeutung zu.

Betroffen von dieser Entwicklung ist nahezu das gesamte Portfolio des DWS Concept GS&P Food. Besonders jedoch Unternehmen wir Bunge oder Archer Daniels Midland.

Grundsätzlich ist diese Situation eine enorme Herausforderung für die Weltgemeinschaft. Wir haben schon oft darüber referiert, dass wir kein Distributionsproblem auf der Welt haben, sondern vielmehr in ein Produktionsproblem hineinlaufen. Die Schere aus steigender Weltbevölkerung und geringeren Erträgen (durch weniger Anbauflächen oder wie jetzt, kriegerische Auseinandersetzungen) scheint sich schneller zu schließen als gedacht.

Daher bieten solide Nahrungsmittelaktien momentan einen Hedge gegen steigende Preise und sollten in einer belastbaren Portfoliokonstruktion nicht fehlen.