Wie Dubai-Schokolade & Premium-Desserts die weltweite Knappheit antreiben

Der weltweite Markt für Pistazien befindet sich derzeit in einer außergewöhnlich angespannten Situation. Während die Nachfrage in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen ist, trifft sie nun auf ein deutlich eingeschränktes Angebot. Besonders sichtbar wird dieser Trend im Premiumsegment, in dem Pistazien als geschmacklich charakteristische und hochwertig wahrgenommene Zutat eine zentrale Rolle spielen.

Pistazien finden sich heute in einer Vielzahl von Produkten wieder, darunter Schokolade, Desserts, Eiscreme, Brotaufstriche und ein breites Spektrum orientalischer Süßwaren. Besonders beliebt sind Kombinationen aus Pistaziencreme und knusprigen Teigsorten wie Kadaifi, einem feinen, fadenartigen Gebäckteig, der in vielen traditionellen Rezepten eingesetzt wird. Diese Kombination aus cremiger Süße und knuspriger Textur hat in den vergangenen Jahren weltweit an Aufmerksamkeit gewonnen und neue Produktkategorien entstehen lassen.

Ein wesentlicher Treiber der aktuellen Nachfrage ist der Trend rund um die sogenannte Dubai Schokolade, die ursprünglich von einer Manufaktur in den Vereinigten Arabischen Emiraten kreiert wurde. Über soziale Medien verbreitete sich das Produkt innerhalb kurzer Zeit weltweit. Die auffällige grüne Farbe, die reichhaltige Pistazienfüllung und die hochwertige Präsentation stießen bei Konsumenten auf großes Interesse. Auch etablierte Chocolatiers reagierten schnell. So brachte Lindt eine eigene Variante mit Pistaziencreme auf den Markt, die seit ihrer Einführung regelmäßig ausverkauft ist und den Trend zusätzlich verstärkt.

Parallel dazu ist das Importvolumen nach Deutschland deutlich angestiegen. Laut den von Capital zitierten Daten des Statistischen Bundesamts wurden 2024 über 63.000 Tonnen Pistazien nach Deutschland importiert, nachdem es im Vorjahr noch rund 44.800 Tonnen waren. Dieser starke Anstieg zeigt eine deutlich wachsende Nachfrage, die besonders durch den Hype im Süßwarensegment verstärkt wurde.

Die Angebotsseite kann mit dieser Dynamik derzeit kaum Schritt halten. Die USA, der wichtigste Erzeuger weltweit, verzeichneten 2024 eine deutlich schwächere Ernte. Schätzungen zufolge könnte das Produktionsvolumen um bis zu ein Viertel niedriger ausgefallen sein als im Vorjahr. Da Pistazienbäume viele Jahre benötigen, bis sie vollständig ertragsfähig sind, kann der Markt kurzfristig kaum auf eine erhöhte Nachfrage reagieren. Für viele Hersteller und Verarbeiter führt dies zu einer dauerhaft angespannten Verfügbarkeit.

Die Folge ist eine spürbare Verknappung. Zahlreiche Produzenten berichten, dass Pistazienhaltige Produkte regelmäßig schnell ausverkauft sind. Gleichzeitig zeigen sich deutliche Preissteigerungen. Der für Pistazien gezahlte Preis stieg laut Capital innerhalb eines Jahres von etwa 7,65 auf rund 10,30 US-Dollar pro Pfund. Für Hersteller in den Bereichen Schokolade, Gebäck, Nusscremes und Eiscreme bedeutet das eine erhebliche Belastung der Rohstoffkosten. Viele sind gezwungen, ihre Preise anzupassen oder ihre Produktionsmengen zu reduzieren.

Zusätzlich spielt die Importstruktur eine bedeutende Rolle. Der größte Teil der in Deutschland verwendeten Pistazien stammt aus den USA. Entsprechend sensibel reagiert der Markt auf mögliche handelspolitische Entwicklungen, die zu erneuten Belastungen führen könnten. Branchenverbände warnen daher vor steigenden Preisen, sollte es zu zusätzlichen Zöllen oder regulatorischen Anpassungen kommen.

Der aktuelle Engpass verdeutlicht, wie anfällig globale Lieferketten für Nachfrageschübe sind, die durch soziale Medien ausgelöst werden können. Gleichzeitig macht er sichtbar, wie eng Angebot und Nachfrage bei spezialisierten Rohstoffen miteinander verbunden sind.