Diese Meldung von Anfang Juni überraschte uns auf den ersten Blick. So unterliegt unser Investment in den Bereich der Lebensmittelbranche doch unter anderem der Annahme, dass – einfach ausgedrückt – immer gegessen und getrunken wird.
Wir haben uns die genauen Zahlen und möglichen Hintergründe daher etwas genauer angeschaut. Zweifelsohne ist ein Rückgang im Einzelhandel auch auf die gestiegenen Preise und eine Zunahme der allgemeinen Unsicherheit zurückzuführen. Erfassen die Preissteigerungen doch mittlerweile so gut wie alle Lebensbereiche. Als schnellste Reaktion scheint eine Kürzung der Einkaufsliste beim Wocheneinkauf daher auch als effektivstes Mittel, um das Geld im Portemonnaie zusammen zu halten. Die gefahrenen Kilometer und damit einhergehend der Tankbedarf lassen sich möglicherweise weniger steuern, als der Lebensmittelverbrauch. Gerade wenn man bedenkt wie viele Lebensmittel immer noch „für die Tonne“ gekauft werden.
Dennoch sind wir der Annahme, dass dies allein nicht zu einem derartigen Rückgang der Umsätze geführt haben kann und womöglich bei weiter steigenden Preisen eine Fortsetzung findet. Schaut man sich die generellen Umsätze im Einzelhandel der letzten Jahre an, so fällt auf, dass vergleichbare Schwankungen zu Vormonaten auch in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten sind. Häufig wechseln sich hohe Rückgänge mit hohen Zuwächsen in aufeinanderfolgenden Monaten ab.
Besonders interessant ist daher ein Blick auf das wöchentliche Einkaufsverhalten von Lebensmitteln im ersten Coronahalbjahr 2020. Geprägt von Hamsterkäufen gab es auch in dieser Zeit extreme Ausschläge in den Umsätzen, die bereits in den folgenden Woche und Monaten, gegebenenfalls auch auf Grund des fehlenden Angebots, nicht mehr zu halten waren. So ist es zumindest denkbar, dass die bereits erfolgten Vorratskäufe im März 2022 (besonders Sonnenblumenöl und Mehl waren betroffen) zu einem erzwungenen Umsatzrückgang in den folgenden Wochen beigetragen haben. Auch sind Vorzieheffekte aufgrund von steigender Lagerhaltung bei den Verbrauchern in Anbetracht des Krieges in der Ukraine im März möglich. Dieses hohe Umsatzvolumen konnte im April nicht gehalten werden.
Dazu passt nun eine weitere Meldung, welche kürzlich im Handelsblatt, etwas versteckt am Ende des Artikels, zu lesen war. So konnten die Lebensmittelproduzenten in Deutschlang ihren Umsatz im März noch um ganze 13,6 Prozent steigern. Man muss hier also klar unterscheiden zwischen den Einzelhändlern und den Lebensmittelherstellern.
Den immensen Einbruch – wie es die Schlagzeilen noch in den letzten Wochen haben vermuten lassen – sehen wir daher nicht über die gesamte Wertschöpfungskette. Es ist wahrscheinlich, dass der in der Schlagzeile angesprochene Rückgang auf die beschriebenen saisonalen Effekte zurückzuführen ist, sowie den Ursprung in einer verständlichen Unsicherheit der Verbraucher in Anbetracht der geopolitisch aktuell ungewissen Lage findet. Wir werden aber weiterhin mit präzisem Blick die zukünftigen Meldungen des Einzelhandels und der Nahrungsmittelkonzerne zu deren Umsatzentwicklung beobachten.