Pernod Ricard – der französische Spirituosenhersteller und der zweigrößte weltweit, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr zum 30.6.2022 einen Umsatzzuwachs von rund einem Fünftel auf 10,7 Mrd. Euro zu verzeichnen. Der operative Gewinn stieg sogar um ein Viertel auf rund 3 Mrd. Euro.
Auf dem deutschen Markt wurden erstmals sogar mehr als 40 Millionen Liter an Spirituosen abgesetzt. Dies ist besonders beachtlich, bewegen sich die Franzosen doch allgemein in einem Markt, der von Preiserhöhungen und rückläufigem Alkoholkonsum gekennzeichnet ist. In der ersten Hälfte des neuen Geschäftsjahres ´23 sei der Absatz sogar um weitere 15% gestiegen.
Doch wie passt das zusammen? Das Pariser Unternehmen hat den nun auch in diesem Segment einsetzenden Trend von „bewussterem Genuss“ frühzeitig erkannt und reagiert: weltweit sind Produkte mit niedrigem bis gar keinem Alkoholgehalt im Trend. Darunter fallen auch fertige Mixgetränke und leichte Aperitifs.
So ist beim Hersteller solch etablierter und hochprozentiger Marken wie Havana Club, Ramazotti und Absolut vor allem der Aperitif-Wein Lillet mit einem Absatzplus von über 40% die Wachstumsmarke.
Mit der Premium-Marke Absolut Vodka geht man gänzlich neue Wege. So hat man den Alkoholgehalt für die Produktlinie „Sensations“ um die Hälfte auf 20 Volumenprozent gesenkt.
Der Clou an Produkten mit weniger Volumenprozenten: der Hersteller hat geringere Kosten beim Wareneinsatz und muss weniger Alkoholsteuer entrichten. Da sich die Produkte aber in einem nahezu identischen Preissegment wie ihre alkoholhaltigeren Verwandten bewegen, steigt die Marge quasi von allein.
Der Trend in Richtung 0% ist übrigens ebenfalls deutlich erkennbar. Immer mehr `Spirituosen´ gibt es mittlerweile auch gänzlich alkoholfrei, obwohl es geschmacklich definitiv schwierig ist, Alkohol zu ersetzen. So sind zum Beispiel Whisky, Gin, Rum und Tequila als 0,0% Spirituosenalternative erhältlich.
Übrigens: Laut statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2022 in Deutschland 176,5 Millionen Liter Alkohol versteuert. Mit rund 1,4 Milliarden Liter bleibt die weitaus größere Menge an Alkohol aber unversteuert. Diese wird u.a. zur Herstellung von Kraftstoffen, Kosmetika und für sonstige technische Zwecke verwendet.