Die Schokoladen-Blockchain

21.09.2022 | Food-Technologie, Nachhaltigkeit

Auf den ersten Blick haben Schokolade und Blockchain-Technologie nicht viel gemein. Aber es lohnt sich ein zweiter, genauerer Blick, gerade wenn man um die Lieferkette für Schokoladenprodukte im Allgemeinen weiß.

Grundlage ist immer Kakao. Weltweit werden jährlich ca. 5 Millionen Tonnen der dunklen Bohnen produziert, davon rund 60% in Afrika und 15% in Südamerika. Bei Kakaoverarbeitung und Kakaokonsum liegt hingegen Europa weit vorn.

Die entscheidendste Frage lautet dabei: wo und von wem wurden die Bohnen produziert? Nicht nur für den Kunden in Europa, auch und gerade im Sinne des produzierenden Landwirts in Übersee. Denn monetär kommt beim Erzeuger prozentual vom Erlös am wenigsten an.

Darüber hinaus gibt es weitere Fragen, die für mehr Transparenz und Sicherheit für alle Seiten sorgen. Welche Verarbeitungsschritte gibt es? Auf welchem Weg kommen die Bohnen nach Europa? Wie viele Zwischenstationen und -händler gibt es? Informationen, die momentan kein Konsument einsehen kann und der somit uninformiert zurückgelassen wird.

Fair Trade Bewegungen setzen richtigerweise immer beim Erzeuger an und haben auch durchaus Erfolge vorzuweisen. Eindeutige Transparenz konnten aber auch sie bisher nicht durchgängig liefern.

Hier nun kommt die Blockchain-Technologie des niederländischen Startups Fairchain ins Spiel. Gestartet wurde das Projekt in Ecuador mit zehn teilnehmenden Landwirten und einer 50%-Finanzierung durch das UN-Entwicklungsprogramm UNDP.

Die Grundannahme dahinter: Konsumenten sind für eine absolut transparente Lieferkette bereit mehr Geld für das Endprodukt zu bezahlen. Zusätzliche Erlöse, die direkt den Bauern zugutekommen. Darüber hinaus würden durch die gläserne Lieferkette Kinder- und Sklavenarbeit, sowie weniger nachhaltige Monokulturen verhindert. Gleichzeitig soll durch das Zusammenbringen von Technik und Landwirtschaft die Landflucht der Jugend verringert werden.

Doch wie funktioniert der Prozess ganz konkret? Jeder Sack Kakao wird mit einem eindeutigen Code versehen. Jeder Transport, jeder Verarbeitungsschritt und konsequenter Weise auch der jeweilige Preis, wird durch diesen Code in der Blockchain-Software vermerkt. Eine Manipulation ist dabei (nahezu) ausgeschlossen: jeder Versuch würde, durch die dezentrale Gestaltung einer Blockchain, bei allen anderen Teilnehmern „Alarm schlagen“

Der Konsument kann diese Blockchain über eine App direkt im Supermarkt oder beim Handel vollständig aufschlüsseln und auslesen. So soll bewusster Konsum gestärkt werden. Eine automatische Änderung möglicher unfairer Strukturen, sowie notwendige Kontrollen vor Ort, ersetzt die Technik leider nicht.

Dennoch ist die Blockchain auf dem Weg, den Lebensmittelmarkt im Sinne von mehr Transparenz zu verändern. Somit wird die Entwicklung auch für unseren DWS Concept GS&P Food Nahrungsmittelaktienfonds immer relvanter.